5 Schritte auf dem Weg von der unperfekten Held:in zum Final Girl

Am Ende wollen wir doch alle dasselbe: überleben.
Vielleicht sogar nicht nur überleben, sondern trotz der Schwere des Lebens und/oder des Traumas so GUT wie möglich weiterleben. So NORMAL wie möglich.
Klar, ganz „normal“ gibt es für unperfekte Held:innen meist nicht mehr.
Jedenfalls nicht mehr so wie vorher. Bevor wir krank wurden, bevor die Dunkelheit uns verschluckt hat, bevor wir in Trauer fast ertrunken oder durch Angst fast erblindet sind. Bevor „das Schwere“ oder sogar „das Schreckliche“ in unser Leben getreten ist.
Aber hey, Lovelies, am Ende überleben von all den unperfekten Held:innen sowieso nur die Final Girls.
Auch sie überleben nicht ohne bleibende Probleme, Verletzungen oder Schäden, auch sie werden vermutlich nie mehr ganz „heil“ sein. Trotzdem leben sie und sie bemühen sich, so gut zu leben, wie sie es können, nach und mit allem, was sie erlebt haben.
Wenn du wie ich Horror-Fan bist, dann weißt du, warum die Final Girls überleben, während alle anderen sterben.
Wenn nicht, dann zeige ich dir gleich 5 Schritte, die den Unterschied von der Held:in (die vielleicht, vielleicht auch nicht den Held:innentod stirbt) und dem Final Girl machen.
Definition unperfekte Held:in und Final Girl
Was eine unperfekte Held:in ist erkläre ich ausführlicher in meinem Blogbeitrag.
Kurz gesagt haben die meisten unperfekten Held:innen sich nicht aus Spaß auf eine Held:innenreise begeben oder weil sie ein Abenteuer gesucht haben. Sie sind dorthin geschubst worden: durch Krankheit, Verlust, Neurodivergenz, weil sie Außenseiter:innen oder Rebell:innen sind oder im Leben oder den Regeln der Gesellschaft verloren gegangen sind.
Ein Final Girl ist die letzte Überlebende in einem Horrorfilm. Alle um sie herum sterben, aber sie nicht, sie schafft es – irgendwie. Meistens war das Final Girl vorher auch eine unperfekte Heldin. Vielleicht traumatisiert, vielleicht eine Außenseiterin oder eine Rebellin. Objektiv betrachtet war sie jedenfalls kein „Held:innenmaterial“. Auf uns unperfekte Held:innen übertragen ist sie diejenige, die es geschafft hat, sich aus dem dunklen Loch der Hilflosigkeit zu befreien. Sie ist vielleicht auch nicht wieder ganz gesund oder ganz heil geworden, aber sie hat gelernt, damit zu leben, so gut es möglich ist, ohne sich davon permanent einschränken zu lassen. Naja … vielleicht hat sie auch 40 Jahre im Fast-Wahnsinn verbracht wie Laurie Strode, aber hey!, am Ende HAT sie gewonnen, oder etwa nicht?
Whatever … einzelne Final Girls und ihre Wege können wir später noch analysieren.
Jetzt ist die Frage erst mal, was Final Girls allgemein von all denen unterscheidet, die es NICHT geschafft haben? Was macht die unperfekte Held:in zum Final Girl? Und wie können wir das auf unserer unfreiwilligen Held:innenreise nutzen?
5 Dinge, die Final Girls anders machen
- Sie AKZEPTIEREN, was ist. Sie haben weder Zeit noch Energie für „ja aber“ übrig. Monster gibt es nicht? Das kann nicht sein? Warum ich? All diese Fragen lassen Final Girls SCHNELL hinter sich. A sind sie nicht zu beantworten, B sind sie null hilfreich und C ist es jetzt nun mal so, wie es ist. ES IST SO. Ob es uns passt oder nicht. Je schneller wir es aktzeptieren, umso schneller können wir Lösungen suchen.
- Sie suchen ausschließlich LÖSUNGEN. Kein Final Girl hat jemals neue Probleme gesucht, als hätte sie noch nicht genug davon. Sie sagt nicht: Ach ojeeee, aber ich kann mich doch nicht gegen den Mörder / das Monster wehren, weil … ich das nicht gelernt habe / zu langsam bin / ein friedlicher Mensch bin / Gewalt ablehne / meine Fingernägel frisch lackiert sind / ich erst noch die Küche aufräumen muss / ich anders bin / das bei MIR nicht funktioniert / meine Beine zu kurz oder lang, zu dick oder dünn sind etc. Mach‘ nur eins davon und du schaffst es nicht. Aus der Traum vom Final Girl. Final Girls suchen NIEMALS Ausreden oder weitere Probleme, immer nur Lösungen.
- Sie sind KREATIV. Final Girls brauchen kein spezielles Training (auch wenn das, vor allem, wenn das Problem länger besteht, sicher nicht schadet). Sie nutzen ALLES, was ihnen zur Verfügung steht auf kreative und überraschende Weise. Vor allem aber nutzen sie ihre Intuition, ihre Instinkte und ihre Phantasie. Klar kann eine „richtige“ Waffe helfen – aber zur Not tut es auch ein Pfannenwender. Es kommt nicht so sehr darauf an, was dir zur Verfügung steht, sondern mehr darauf, wie kreativ und effektiv du das, was du hast, einsetzt und nutzt.
- Final Girls tun WAS nötig ist WENN es nötig ist. Das klingt logisch, ist aber ganz und gar nicht das, was wir im Alltag tun. Wir überdenken, wir zerdenken, wir hinterfragen, wir sorgen uns darum, ob es „ok“ ist, wann der geeignete Zeitpunkt ist, wir fragen andere, machen pro und kontra Listen … undundund … und verschwenden dabei Potential und Lebenszeit. Nicht alles wartet auf uns und nicht jede Gelegenheit kommt wieder.
- Sie geben NIEMALS auf. Weder Sidney Presott in Scream noch Laurie Strode in Halloween (Ellen Ripley in Alien, Nancy Thompson in Nightmare on Elm Street …) haben JEMALS aufgegeben. In dem Moment wären sie verloren gewesen und das wussten sie. Wenn wir ein Monster in unserem Leben haben, sei es Krankheit, Trauer, Angst, Selbstzweifel oder etwas anderes, dann ist DAS die wichtigste Final Girl Regel: NIEMALS aufgeben. Immer einmal mehr aufstehen, als zu Boden gehen. Es ist ok zwischendrin den Mut zu verlieren, sich zurückzuziehen, wieder zu Kräften zu kommen, sich auszuruhen, um das frühere Leben zu trauern und zwischen den Sequels (Fortsetzung des Schreckens) eine wohlverdiente Pause einzulegen. Nur aufgeben … aufgeben geht nicht. Nicht für Final Girls. Nicht für die, die am Ende, wenn alles wieder besser ist, noch stehen möchten, um einen neuen Tag zu begrüßen, um neue Hoffnung zu finden, um das Leben, auf neue Art, weiterleben zu können.
Zu all dem sind Final Girls übrigens sehr sozial und hilfsbereit, zumindest in den Filmen. Egoistische Biester, die nur an sich selbst denken, insbesondere wenn es zu Lasten anderer geht, enden nicht als Final Girls. Never.
Wenn du bis hierher gelesen hast, stehen die Chancen gut, dass du ein Final Girl bist. Ja, glaub‘ es ruhig. Du bist stärker, mutiger und ausdauernder, als du denkst.

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